Brexit und der Jammer danach | ARTE Re:

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Publicado 2024-07-22
Die Kleinstadt Boston in der westenglischen Grafschaft Lincolnshire verdiente sich 2016 den Spitznamen "Brexitland": 75% der Einwohner stimmten hier für den Austritt aus der EU. Sieben Jahre danach ringen sie mit den Folgen ihrer Entscheidung. Auf die Euphorie folgt Ernüchterung: der "Bregret" - das Bedauern über den Brexit breitet sich aus.

Die britische Kleinstadt Boston liegt in der Grafschaft Lincolnshire, dem „Garten des Vereinigten Königreichs“. Weizen, Gemüse und Blumen bestimmen die Landschaft, soweit das Auge reicht. Doch Boston ist nicht nur für Blumenzwiebeln und Kohlköpfe bekannt: Seit 2016 ist die Stadt auch Brexit-Hochburg. Stolze 75 Prozent der Einwohner stimmten damals für den Austritt aus der EU - ein Ausdruck des Widerstandes gegen die rasante Globalisierung und den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, die mit Arbeitslosigkeit und Niedriglöhnen zu kämpfen hat. Trotz mehrerer Regierungswechsel konnte der Brexit die Probleme, die durch Pandemie und Energiekrise verschärft wurden, nicht lösen. Im Gegenteil: Infolge des EU-Austritts wuchs das Misstrauen gegenüber der Politik, und die Kluft zwischen Einheimischen und Zuwanderern vertiefte sich.
Zwei Jahre nach dem Inkrafttreten des Brexits befragt „Re:“ die Einwohner der Kleinstadt, die zwischen Enttäuschung und Hoffnung auf bessere Zeiten schwanken. Der pensionierte Eisenbahner Andy Izard hatte für den Brexit gestimmt. Die Versprechen der Pro-Brexit-Kampagne - mehr Autonomie und hohe Investitionen in den öffentlichen Dienst - hatten ihn überzeugt. Heute bereut Andy seine Entscheidung, denn die versprochenen 350 Millionen Pfund für das kollabierende staatliche Gesundheitssystem NHS wurden nie zur Verfügung gestellt.
Anton Dani betreibt im Stadtzentrum ein Café, das während der Brexit-Kampagne das „Hauptquartier“ der „Yes“-Wähler war. Anton stammt aus Marokko, war früher Bürgermeister der Stadt und forderte vor allem eine Beschränkung der Einwanderung. Er unterstützt weiterhin antieuropäische Ressentiments und bemängelt die Ineffizienz der neuen Einwanderungsregeln. Seine Familie teilt seinen Standpunkt nicht.
Reverend Val Ogden leitet eine der Methodistengemeinden der Stadt. Sie stammt aus Manchester und stimmte 2016 gegen den Brexit. Ihre Kirche schickte sie nach Boston, wo sie trotz aller Spaltungen wieder eine Gemeinschaft aufbauen will. Die Pfarrerin kämpft außerdem gegen die soziale Misere, die sich durch den Brexit noch verschlimmert hat. Immer mehr Menschen nutzen die Lebensmittelausgabe, die sie organisiert.

Reportage (F 2022, 32 Min)


#großbritannien #brexit #brexiland
Video verfügbar bis zum 21/10/2026

Link zur Mediathek: www.arte.tv/de/videos/111777-006-A/re-brexit-und-d…

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Todos los comentarios (21)
  • @artede
    Was ist eure Meinung zum Brexit?
  • @mxxfun
    "anton hat für den brexit gestimmt damit die einwanderung aufhört. er wurde in marrokko geboren, hat in europa studiert und ist nach england gezogen" und dann heißt sein cafe auch noch CAFE DE PARIS. manche witze schreiben sich echt von selbst.
  • @HormersdorfLP
    Er kommt aus Marokko, hat in Europa studiert, hat seine polnische Frau kennengelernt und sein Kind nach Schweden zum studieren geschickt und stimmt für Brexit, weil es zu viele Ausländer in GB gibt😂😂😂😂.
  • @starseed8087
    Wenn man ernsthaft geglaubt hat "durch den Brexit wird es besser", dann habe ich echt kein Mitleid. So naiv kann man doch gar nicht sein. Glaube langsam den Menschen kann man alles erzählen, wenn man es nur oft genug lautstark wiederholt und die Botschaft simpel genug hält..
  • @neriahcha
    Anton denkt sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Was für eine Ego. Alle anderen scheinen Angst zu haben ihm die Realität zu zeigen.
  • I don't feel sorry for them at all. But i have to thank them, because after the Brexit disaster no other countries want to leave the E.U.😂😂
  • @PepeAmused
    Wenn man ein importsüchtiger Inselstaat ist der gleichzeitig auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen ist ist so ein Brexit eine ziemlich blöde Idee
  • @richardd312
    Gibt bei uns leider genug Wutwichtel, die nicht aus den Fehlern anderer lernen wollen
  • @KleinerOnkel91
    "die Regierung hat es verkackt" der gleiche Mist, denn ich überall in jedem Land, auch in Deutschland, höre; jeder hat immer DIE Meinung ohne sich wirklich mit dem entsprechenden Thema neutral auseinander zu setzen. Ich sehs kommen, dass wir in Deutschland auch immer mehr in diese Richtung kommen.
  • @Linda-
    Brexit ist ein gutes Beispiel, dass Massenmanipulation auch heute noch funktioniert (siehe auch USA momentan)
  • @Kugelecke
    Gegen die normalen Leute die auch nur ihr Leben in einem gewissen Rahmen ablaufen lassen wollen habe ich überhaupt nichts, gegen die Schleimscheißer mit ihren Unwahrheiten hingen schon.
  • @kitzkalle1
    als Migrant aus Marokko im Cafe de Paris sitzen und für den Brexit sein! sagt das nicht alles über die (....) von der Insel!??
  • @xw8266
    Die haben einfach nicht ARTE abonniert
  • @romius1976
    Bei solch wichtigen Abstimmungen müssten ein 75% mehr da sein und nicht nur ein 50,1 %.
  • @Bianca-qn3ez
    Die Reportage ist von 2022. Heute ist die Situation noch viel schlimmer
  • @weaze5583
    Tja. und alle anderen Länder die meinen das die EU so schlecht ist können den Briten gerne folgen.
  • @piah.3670
    Ich denke ja eher, dass Anton einfach zu stur ist, zuzugeben, dass er sich beim Brexit getäuscht hat. Seine Frau und sein Sohn sehen das ja wohl ganz anders. Lustig finde ich vor allem, dass seine Familie so unenglisch ist. Er Marrokaner, seine Frau Polin und sein Sohn hat ebenfalls den polnischen Pass. Wenn diese Dokumentation von 2022 ist, würde mich interessieren, was dieselben Menschen heute dazu zu sagen.